4. Dezember 2024 Guten Tag, everybody

Förderklangkultur

Neustart KULTUR sorgt für die Vollendung oder Inangriffnahme von Ideen, für die es unter Umständen keinen Markt gibt. Die vielen kleinen, aber eigentlich dann doch eben großartigen Projekte die es im laufenden Betrieb aus Gründen des Broterwerbs sonst nicht gäbe, einbezogen. Der Staat als Kunstförderer! Leider zeigt eben dies auch die Misere an, dass es sonst offenbar keine Fördermöglichkeiten für derlei Kunst gegeben hat.

Man lehnt sich sicher nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man in der „normalen“ Förderlandschaft eine ganz bestimmte Kultur erkennt, die diese damit miterzeugt hat und die eher nach Förderklangkultur im Antrags-Esperanto der Beliebigkeit ihr Auskommen oder auch unbequemes Abstellgleis gefunden hat (siehe dazu auch den Cluster von Gordon Kampe). Zweckfreie Kunstförderung könnte tatsächlich fördern, was sonst unter dem Staub des Unverkaufbaren an Schätzen aus Innovativem, Wissen und Sinnlichem gehoben werden könnte (siehe auch die Linktipps auf Seite 15). 

Diese Gießkanne der Kunstgroßzügigkeit brächte natürlich auch mit sich, dass zugleich ein Haufen Zweckloses mit gehoben würde, das interesselos vegetiert. Nur mag man sich die Frage stellen: Was wäre denn mehr zu fürchten? Und worauf wäre mehr zu hoffen? Denn angstbesetzte Förderstrategien des Wettbewerbs (einer gegen alle) unter andauernder Jurybeobachtung ist menschen- und damit kunstverachtend – und führt am Ende zu bloß verfahrenserfolgreicher Förderfunktionskunstkleidungsverewigung aus dem Geiste des sich selbst wiederholenden Kunstvertreibungsbetriebes. Nur angstfrei könnte sich Kunstfreiheit in einer freien Gesellschaft entfalten. Neustart KULTUR wäre dann allein überhaupt ein Start.


Fördern ganz ohne Hintergedanken, ganz ohne Gegenleisten, ganz einfach, weil man sich gegenseitig vertrauen würde, das wäre etwas.