Persönliche Notiz: Zum ersten Mal hörte ich diese CD nach einer gelageähnlichen Besprechung mit Freunden. Spät abends dann zuhause legte ich mich ins Gästebett, weil mein Bett dem Gast überlassen wurde. Das Zimmer ziemlich dunkel, ziemlich stille und dann spielte die CD. Vom ersten Ton an war ich irritiert und schwer begeistert. Die Musik hat das Zimmer in dunkelsten Farbtönen erhellt. Eher ein Schimmer von Licht, aber gewaltig. Das ist Ergriffenheit. Ende der Notiz
Die “Reveries of a solitary walker” von Nikola Kodjabashia beziehen ihr Material als byzanthinischem Gesangsmaterial. Das musikalische Umfeld dieses Ensembles aus sechs Leuten (plus Gästen) ist mazedonisch. Die Sogkraft der Arrangements liegt in ihrer Unaufdringlichkeit in ihrer Wärme aus Langsamkeit, in der Auslotung des musikalischen Raumes, in der Ausgestaltung seiner Tiefenwirkung. Track 8 (Kinderlied II, ähnlich Track 2: Kinderlied I) startet mit einer einfachen Tonleiter, leer und simpel. Nach und nach füllen sich Zusatzstimmen. Am Ende wieder eine Passage aus Zweistimmigkeit. Das ist unaufdringlich und sofort musikalisch erfassbar: Aus einfachen Mitteln das Spektrum aufschließen. In ähnlicher Weise arbeiten auch die anderen Stücke dieser CD. Musik, die sehr ökonomisch haushaltet mit ihren Mitteln, die nicht wuchert, sondern wurzelt, die immer wieder musikalische Fenster öffnet.
Man könnte unglücklich werden bei dieser Musik, wenn sie einen nicht so sehr beschenkte mit Klängen, die nach ferner Heimat riechen, nach einer verlassenen Stadt, die ihre Schattenbilder in die Gegenwart wirft.
Nikola Kodjabashia: Reveries Of The Solitary Walker
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