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Irgendetwas mit Musik – vom Kompositionsstudium zum Klangkünstler [Stand: 2011]

Das Berufsbild des Komponisten ändert sich unter der immer stärkeren Bedeutung der Medienwelt. Neue Studiengänge berücksichtigen diesen Wandel. Im Berufenet-Steckbrief der Bundesagentur für Arbeit wird die Tätigkeit des Komponisten so beschrieben: „Komponisten und Komponistinnen setzen musikalische Ideen in Noten um. Sie entwickeln nach Vorgaben ihrer Auftraggeber oder eigenen Vorstellungen Ideen für Tonfolgen sowie Ton- und Klangkombinationen.“ Dabei geht es schon lange nicht mehr nur um das Komponieren von Kammermusik- oder Orchesterwerken. Das Berufsbild des Komponisten hat sich in den letzten Jahrzehnten eher erweitert. Auch die Musikhochschulen und Universitäten reagieren darauf. Für angehende Komponisten gibt es mittlerweile zahlreiche neue Möglichkeiten, sich mit Komposition zu beschäftigen. Gemeinsam ist allen neuen Studiengängen, dass sie mit Klang zu tun haben, aber angrenzende Künste oder auch betriebswirtschaftliche Fragen mit einbeziehen.

Mainz – KlangKunst

Klangkunst an der Universität Mainz ist ein Studiengang, der zum Wintersemester 2009/2010 gestartet wurde. Über den Studiengang kann man lesen, er basiere „auf den neuesten Entwicklungen eines intermediären Musik- und Kunstverständnisses, das sich in den zwei vergangenen Dekaden ausgeprägt hat. Hier fokussieren sich Strömungen der Neuen Musik, der elektronischen Komposition, der Klangkunst, der audiovisuellen Kunst und der radiophonen Kunst, der Ars Acustica, zu einer thematischen Einheit.“ Das Ziel des Studiums beschreibt den Standort des Komponisten in der aktuellen Arbeitswelt so: „Sie sind qualifiziert, als freischaffender Künstler oder als freischaffende Künstlerin mit eigenständiger künstlerischer Persönlichkeit und Handlungskompetenz künstlerische Arbeiten zu realisieren, die am Kunstmarkt, in Museen, Galerien und bei einschlägigen Festivals professionelle Resonanz finden.“

Trossingen – Musikdesign

Ganz neu in der Hochschullandschaft ist auch der Studiengang Musikdesign an der Musikhochschule in Trossingen. „Sound im Blut?“ fragt die Website: „Der Studiengang Musikdesign geht neue Wege in den Spannungsfeldern von Kunst und Wirtschaft, Musik und Medien, Kreation und Technologie, Wissenschaft und Praxis. Musikdesign betrachtet die Arbeit mit ‚Ton‘ (das heißt mit allem, was sich akustisch wahrnehmen lässt) als Teil einer Gesamtinszenierung, die für den Betrachter multimedial und multisensorisch erlebbar wird. Gestaltet wird aus den Elementen (komponierte) Musik, Sprache, Sound und Geräusch.“ Notenkenntnisse sind für diesen Studiengang übrigens nicht zwingend erforderlich. Die künftigen Musikdesigner arbeiten also grundsätzlich überall, wo Musik stattfinden kann und benötigt wird.

Berlin – Audiokommunikation und Sound Studies

Das Fachgebiet Audiokommunikation an der Technischen Universität Berlin richtet sich mehr auf die technischen Aspekte, die Art und Weise wie Musik zwischen Kunst und Rezipient vermittelt wird, aus. Es gehört zum Teil zum Studium des Tonmeisters an der Universität der Künste (UdK) und bildet mit sieben anderen Fachgebieten den Masterstudiengang Audiokommunikation und -technologie. „Das Fachgebiet Audiokommunikation beschäftigt sich mit der Produktion, Übertragung und Rezeption von Musik und anderen Audioinhalten in akustischen und elektroakustischen Systemen.“ Dabei geht es zum Beispiel um Fragestellungen zur Gestaltung von virtuellen akustischen Realitäten (Binauraltechnik, Schallfeldsynthese) und deren Einsatz in Musik und Medienkunst.

Irgendwas mit Musik. Foto: Hufner
Irgendwas mit Musik. Foto: Hufner

Der Studiengang Sound Studies an der UdK Berlin „verschafft den Eintritt in die Berufsfelder von Klanggestalterin oder Klanggestalter, beziehungsweise Klangberaterin oder Klangberater in den Bereichen Klangkunst, Neue Medien, Design, Kunst, Musik, Publizistik und Architektur.“ An beiden Studiengängen zeigt sich, wie fließend inzwischen die Übergänge zwischen den Sparten geworden sind. Technologie ist nicht mehr nur Handwerkszeug sondern wird selbst zum Gegenstand künstlerischer Forschung.

Weimar – elektroakustische Komposition

Medien in allen Formen werden integraler Bestandteil kompositorischen Arbeitens. Wenn man so will sind die Medien selbst das neue Musikinstrument, für das komponiert wird. Dies geschieht hier unter dem „Etikett“ Elektroakustische Musik. Das Studio für elektroakustische Musik (SeaM) in Weimar wurde mit dem Ziel gegründet, „das Lehrangebot in beiden Institutionen um das Fach elektroakustische Musik und Klanggestaltung zu erweitern. Das SeaM bietet damit offene und vielseitige Möglichkeiten für die Produktion elektroakustischer Musik – häufig in spartenübergreifenden Zusammenhängen (Multimedia) – sowie für die Erforschung und Entwicklung neuer künstlerischer Themenbereiche.“ Weimar bietet dies als Ergänzungsstudiengang für Hochschulabsolventen mit künstlerischen Ambitionen an.

Potsdam-Babelsberg, München: Filmmusik

Ausgehend von der Tatsache, dass im Bereich des Films, besondere kompositorische Techniken benötigt werden, kann man an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg, diese Qualifikationen erwerben, die zum Teil auch Formen nicht-linerarer Komposition mit einschließt, wie sie beispielsweise für Computerspiele zum Tragen kommen. „Die digitale Musikaufnahme und -Mischung, Sounddesign und Programmierung pop-affiner Stile auf der einen Seite und die unternehmerischen Aspekte auf der anderen Seite, sind ebenfalls ein wesentlicher Teil des Studiums.“ Dabei wird längst registriert, dass das Medium „Bild“ im Zusammenhang mit Ton nicht allein auf Film und Fernsehen beschränkt ist. Das zeigt sich in der Auflösung des Studiengangs „Komposition für Film und Fernsehen“, der in München aufgegeben und durch den jetzt schon parallel laufenden Studiengang Komposition für Film und Medien abgelöst wird.

Die hier skizzierten Studiengänge sind nur einige der neuen Angebote, die es mittlerweile für angehende Komponisten gibt, zeigen aber eines: Kompositionsmärkte sind zu einem fluiden Medium geworden. Und was erstaunlich ist, die angeblich so schweren und unbeweglichen Tanker der Hochschulen reagieren so schnell wie selten, vorläufig vor allem abseits der Hochburgen der Kompositionslehranstalten; aber das wird sich sicher bald ändern.

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