4. Dezember 2024 Guten Tag, everybody

[Cluster]: Wohl-Täter YouTube – Nicht!

Seit es YouTube gibt, gibt es Untersuchungen dazu, wie positiv (oder negativ) die Effekte dieser Videoplattform für die Musikwirtschaft sind. Je nachdem, wer die Untersuchung in Auftrag gegeben hat, sahen die Ergebnisse entsprechend positiv (oder negativ) aus. Jetzt hat Google nachweisen lassen, dass YouTube definitiv ein Wohltäter ist. Ergebnis dieser völlig unabhängigen Studie: „Gäbe es YouTube nicht, würde 85 Prozent der Zeit, die auf YouTube mit Musikinhalten verbracht wird, auf gleich- beziehungsweise geringerwertige Kanäle verlagert.

Neben (Internet-) Radio und TV fände sich auch ein Teil auf File-Sharing-Plattformen wieder beziehungsweise würde komplett auf Musikinhalte verzichten. Dies hätte einen negativen Effekt für die Musikindustrie und die Nutzer.“ Und die restlichen 15 Prozent die schauen halt auf einen schwarzen Bildschirm oder sterben den plötzlichen Tontod.

Value-of-YouTube-to-the-music-industry-Paper-I-Cannibalization
Value-of-YouTube-to-the-music-industry-Paper-I-Cannibalization

Gäbe es also YouTube nicht, würde es der Musikindustrie schlechter gehen, weil die Nutzer auf TV oder (Internet-)Radio angewiesen wären oder im Zweifel dubiose File-Sharing-Dienste nutzen würden, wenn sie nicht gleich auf Musikinhalte verzichten würden. Was für ein Albtraum! Das stelle man sich mal vor, ein Leben ohne YouTube wäre ein Leben wie in den 90ern. Man wäre auf Fernsehen und Radio angewiesen. Das ist doch alles andere, nur nicht lebenswert. Und wie schlecht es damals der Musikindustrie gegangen ist. YouTube, wir danken dir – auch dafür, dass du nach sieben Jahren Lizenzverhandlungen mit der GEMA auch dein Herz für die Urheber entdeckt hast, auch wenn es nur ein ganz, ganz kleines zu sein scheint. Fakten, Fakten, Fakten – und immer an die Verdummung glauben. Das einzige, was die Untersuchung zur Kannibalisierung des Musikmarkts durch YouTube mit Sicherheit feststellen könnte, wäre, dass YouTube den Musikmarkt durcheinandergerüttelt hat. Aber dass YouTube ein Samariter der Musikindustrie wäre, ist so wahr wie, dass der Regen nach oben fällt.

Zuerst erschienen in nmz 6/2017 – 66. Jahrgang