„Pièce electroacoustique pour bande 8 pistes 1977/1978“: ebenfalls so ein Monsterstück für Tonband, das aber einen ganz anderen Aufbau als Persepolis hat. Nicht das dichte Gegrummel von Persepolis sondern viel ziselierter. Xenakis beschreibt sie folgendermaßen:
„1. Instrumentalmusik, wie beispielsweise die tönenden Sternschnuppen zu Beginn und am Ende mit Klängen afrikanischer Maultrommeln, japanischer Zuzumis;
2. Geräusche, wie beispielsweise von besonders ausgewählten Steinen, geriebenen Kartons;
3. Klänge, die mit Hilfe mathematischer Operationen im Computer erzeugt wurden …”
Herausgekommen ist eine Art minimaler Veränderungsablauf. Anders als in Persepolis steigert sich dabei die Dichte und Komplexität des Stücke kontinuierlich; erst in den letzten sieben Minuten kehrt sich der Prozess wieder um. Heraus kommt wieder so ein Klanggewitter, laut und beinahe überdicht, allerdings mit einem Schluss ins Nichts der Klänge hinein. Nochmal Xenakis im Booklet:
„Musik ist keine Sprache. Jedes Musikstück ist eine Art Felsblock in einer komplexen Form mit Schrammen und Mustern, die darauf und darein geritzt sind und die Mensch auf tausend verschiedene Weisen entziffern können, ohne dass eine dieser Weisen die beste oder wahrste wäre. Auf Grund dieser Vielfalt von Deutungen fördert die Musik wie ein Kristallkatalysator alle möglichen Phantasmagorien zutage.“
Iannis Xenakis: La Légende d‘eer [diatope]
Montaigne Naive – MO 782144