In der Polizeisprache beschreibt das Kürzel OK den Bereich der so genannten Organisierten Kriminalität. Organisierte Kriminalität hat in der Bundesrepublik Deutschland als Begriff wie als Phänomen eine herausragende Bedeutung seit den 90er-Jahren. Seit kurzem kommt ein anderer Bedeutungszusammenhang dazu. OK ist Organisierte Kreativität und damit eigentlich etwas ganz anderes, wenn man dem Mitglied des Deutschen Bundestages Steffen Kampeter glauben muss. Illegales Kopieren ist kein Kavaliersdelikt. Dieser Diebstahl gefährdet nicht nur die wirtschaftliche Grundlage des Geschäfts in der Kreativwirtschaft auch die Vielfalt kreativer Ausdrucksformen wird dadurch eingeschränkt. Dies zeigt die Kündigung von Künstlern bei den Musikfirmen. Das ist schlimm, ja sogar sehr traurig im Einzelfall: Armer Manfred Trojahn, armer Wolfgang Rihm, wenden Sie sich bitte wegen Arbeitslosengeld II an Hartz IV, in der Sozialstation ihrer Wahl, man wird ihnen sicher gerne helfen.
Organisierter Kriminalität kann man nur durch Organisierte Kreativität Herr werden. Nun gut, das was Steffen Kampeter hier zärtlich-zierlich Kreativwirtschaft nennt, bezeichnete man bis vor kurzem in den Kreisen der Organisierten Kulturkritik noch etwas düsterer, aber präziser als Kulturindustrie. Aber mal Ernst beiseite. Wie bei der Organisierten Kriminalität möchte man auch hier reagieren. Wir müssen das Volk (also uns) überwachen lassen, wir müssen Bürgerrechte (also unsere Rechte) abgeben, wir brauchen mehr Rechte für Polizei und Staatsanwaltschaft. Und das alles nur, um in den Genuss der Waren aus der so genannten Kreativwirtschaft zu kommen?
Nicht genug damit, dass einen die so genannte Kreativwirtschaft pausenlos betrügt, sie will dafür auch entlohnt werden. Für die Müpfigen gilt daneben noch immer: Wenns euch nicht passt, dann geht doch nach drüben.
Zuerst erschienen in der nmz, 2004/09