Ein Buch mit einem Siegel
Münster hat nicht nur das beliebteste Tatort-Ermittler-Team zu bieten, sondern auch ein famoses Fünfsparten-Theater. Und dieses Theater hat auch eine Website mit Gesicht. Jedenfalls auf den ersten Blick. Ein großes Bild, bildschirmfüllend, ein kurzer Infosatz dazu; zwei Menüs, eines oben und eines unten, welches dann hochspringt und eine wahre Flut von weitergehenden Links (38!) in die Innereien der Website bereithält. Das ist mal besser, mal weniger gut sortiert („Intern“ hat unter „Aktuelles“ relativ wenig verloren).
Geht man auf einen der Links, ändert sich das Angesicht der Seite und wird „gewöhnlich“: schwarze Schrift auf weißem Hintergrund, eine Akzentfarbe. Die Typo ist gut lesbar. Man setzt auf Information, das ist offensichtlich. Aber jetzt zeigt das untere Menü seine Schwäche, denn man muss es regelmäßig in seiner ganzen Pracht ausfahren lassen, wenn man an vielen anderen Stelle navigieren möchte. Das erschlägt einen – vor allem, wenn man aus Versehen mit der Maus drüberfährt.
An den Inhalten selbst gibt es wenig auszusetzen. Zu den Stücken, die gespielt werden, sind alle relevanten Informationen vorhanden: Inhalt, Besetzung, Pressespiegel und gegebenenfalls zusätzliche Medien. Das ist absolut in Ordnung. Ein Klick auf das wunderschöne Logo des Theaters führt dann aber leider wieder auf die Bildseite, wo man vielleicht lieber nur ins Inhaltsverzeichnis des Buches statt auf den Umschlag zurückmöchte, wenn die Analogie gestattet sei.
Mobile
Mit einem Smartphone oder Tablet wirkt die Website des Theaters Münster auch ganz adrett und lässt sich ziemlich mühelos navigieren. Das Thema ist ja inzwischen auch durch. Wer seine mobile Webseite nicht gestaltet, begibt sich der Chance, sein Publikum auch auf diesem Wege zu erreichen.
Kartenkauf und Datenschutz
Der Webshop für den Kartenkauf wird von Eventim geführt und ist selbsterklärend. Die Links bei den Datenschutzhinweisen und AGBs beim Ticketkauf führen leider nicht zum gewünschten Ziel, sondern auf die Startseite des Theaters. In Sachen Kosten für das Selbstausdrucken des Tickets fällt zur Zeit ein Euro an. Hier ist das noch nicht rechtskräftige Urteil des LG Bremen unberücksichtigt geblieben, das auf Klage von Verbraucherschutzorganisationen festgestellt hat, dass für so einen Fall keine Extragebühren erhoben werden dürfen (Urteil vom 31.08.2016. Az.: 1-O-969/15). Die Datenschutzerklärungen an sich sind nicht zu beanstanden.
Social Media
Auch das Thema der „sozialen Medien“ ist eigentlich durch. Das Theater hat bei Facebook 5.618 Fans, bei Twitter 2.277 Follower (auf der Startseite auch nicht eigens verlinkt im Gegensatz zu Facebook und YouTube), und selbst der YouTube-Kanal wird von 327 Nutzern abonniert (Stand 30.10.2016). Das sind keine überragenden Zahlen, aber auch keine zu geringen.
Die Kommunikation könnte auf diesen Kanälen sicher etwas bestimmter geführt werden, so dass man eine stärkere emotionale Bindung erzeugt, aber wie jeder weiß, kostet das Manpower und ist nicht einfach nebenbei erledigt. „Wir freuen uns …“ und „Freut euch …“ oder „TOI TOI TOI“ sind als Kommunikationsangeln für die Nutzerinnen bei Facebook etwas old fashioned. Mit einem Blog ergänzt man das Programm, das sehr eigen gestaltet, also keine „Meterware“ ist. Aber das allein reicht nicht! Theater haben es nach wie vor schwer, auf dieser inhaltlichen Ebene Publikum an sich zu binden. Das ist bei weitaus größer und besser ausgestatteten Theatern leider auch nicht viel anders. Schwer, einen Rat zu geben außer „Durchhalten“ und alle Theatermitarbeiter so gut es geht an der Verbreitung zu beteiligen. Zuletzt doch noch ein kleiner Tipp: Es wäre ganz gut, wenn man vom Blog wieder auf die Theaterseite zurückfinden könnte, ohne bis ans Ende der Seite scrollen zu müssen.
Link: www.theater-muenster.com
Zuerst erschienen in: Oper & Tanz 2016/06